Kurzportrait – Modellkommune Ravensburg – Interview mit Frau Julia Zyder
Wir haben bei Julia Zyder, Projektleiterin im Umweltamt der Stadt Ravensburg, nachgefragt, was sich die Stadt von der Auswahl und der Umsetzung des Modellvorhabens erhofft.
Kompetenznetz: Frau Zyder, warum haben Sie sich als Modellkommune beim Kompetenznetz beworben?
Julia Zyder: Getreu dem Motto des Kompetenznetzes möchte die Stadt Ravensburg mutig vorangehen und den Umweltverbund auf einer derzeit hauptsächlich vom MIV vielbefahrenen Straße deutlich stärken. Das Projekt, mit dem wir uns beworben haben, war ein Vorschlag der Klimakommission Ravensburg zur Verkehrsberuhigung und steht unter dem Eindruck der Begegnungszonen in Vorarlberg, die wir Anfang 2020 gemeinsam besichtigt haben. Über die Auswahl zur Modellkommune und die Unterstützung des Kompetenznetzes freuen wir uns sehr.
Kompetenznetz: Mit welchem Projekt wurden Sie ausgewählt?
Julia Zyder: Wir möchten in Ravensburg ganze Verkehrszüge neu gestalten: Derzeit wird zweispurig im Einrichtungsverkehr in der Karl– und Georgstraße gefahren. Die Karlstraße trennt die Altstadt von der Bahnstadt und wird als Barriere wahrgenommen. Der Radverkehr wird im Seitenraum zusammen mit den zu Fuß Gehenden geführt. Für die Karlstraße mit täglich rund 20.000 Fahrzeugen soll sich das Grundlegend ändern: Hier soll der Radschnellweg, der von Baindt nach Friedrichshafen führt, Platz finden, zusätzliche Bushaltestellen entstehen und Menschen zu Fuß einfach und unkompliziert queren können. Die deutliche Erhöhung der Aufenthaltsqualität zu Fuß Gehende steht im Vordergrund. Dazu gehört auch mehr Grün. In der Karlstraße soll Tempo 20 gelten, denn hier sollen sich zukünftig vor allem Menschen zu Fuß und Radfahrende wohlfühlen. Der Autoverkehr soll zukünftig auf der Georgstraße in beide Richtungen fahren oder auf die Bundesstraße ausweichen, damit werden die Wege auch für den kürzer.
Darüber hinaus soll die Fußgängerzone auf dem Marienplatz und in der Bachstraße ausgeweitet werden, um das „Wohnzimmer Oberschwabens“ zukünftig noch lebenswerter zu machen. Mit zusätzlichen Bushaltestellen in der Karlstraße und dem Hirschgraben sowie dem Shuttle, das bis auf den Marienplatz fährt, bleibt die Altstadt für Busfahrende gut erreichbar. Im Straßenraum sollen Parkplätze eine geringere Rolle spielen – stattdessen soll es mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geben.
Kompetenznetz: Welche Vorteile erhoffen Sie sich von der Umsetzung?
Julia Zyder: Mehr Platz im innerstädtischen Bereich zum Verweilen, Spazieren, Radfahren – und vor allem: weniger Autos, Lärm und schlechte Luft. Der Weg vom Bahnhof bis zum Stadtzentrum soll für Menschen, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem öffentlichen Personennahverkehr unterwegs sind, attraktiver werden. Und wenn wir mit den Angeboten des Umweltverbunds manche Autofahrenden für das Fahrrad und den Radschnellweg begeistern könnten oder für den ÖPNV, wäre das natürlich erfreulich. Mit unserer Vision machen wir uns auf den Weg, der Stadt nicht nur mehr Aufenthaltsqualität zu verleihen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende und zum Klimaschutz zu leisten.
Bei Fragen zum Modellvorhaben der Stadt Ravensburg wenden Sie sich gerne an:
Frau Julia Zyder
Umweltamt
Stadt Ravensburg
T: 0751 82-332
Projekunterseite Modellvorhaben Ravensburg

Zertifikatsübergabe durch Herrn Minister Hermann (links) an Herrn Simon Blümcke, Erster Bürgermeister der Stadt Ravensburg, beim Vernetzungstreffen der Modellkommunen am 04.09.2020; Foto: Wolfgang Scheible für das Kompetenznetz Klima Mobil